Die Côte des Blancs erstreckt sich über etwa 20 Kilometer südlich von Épernay. Der Name der Region ist zweideutig, verweist er doch einerseits auf die außerordentliche Dominanz des Chardonnay im Sortenspiegel mit aktuell rund 98 Prozent. Andererseits gibt er Aufschluss über die geologische Beschaffenheit dieser stark erodierten Hügelkette, deren weißes, extrem kalkhaltiges Grundgestein vielerorts offen zutage tritt.
Die Hügelkuppen sind zumeist von dichten Wäldern gekrönt, die Böden sind dort in den oberen Bereichen mit stärkerer Neigung etwas mächtiger als an den sanften Hängen darunter, wo sich die besten Lagen der Côte des Blancs befinden, die vielsagend auch als „Coeur de Terroir" bezeichnet werden, als das Herz des Terroirs dieser gesegneten Weinlandschaft. Noch weiter unten, in den Zonen am Rand der weiten Ebene sind die Böden dann beinahe wieder zu karg zur Erzeugung besten Traubenmaterials.
Mit ihren gerade einmal etwas über 3.000 Hektar Anbaufläche verteilt auf 11 Gemeinden ist die Côte des Blancs beileibe nicht die größte unter den Subregionen der Champagne, was ihrer Bedeutung und ihrem Renommee jedoch keinen Abbruch tut: Weine der Gegend sind nicht nur Grundlage zahlloser Blanc de Blancs der großen Häuser, die Côte hat sich in den letzten Jahrzehnten zur vielleicht wichtigsten Keimzelle und Hochburg der Erzeugung von Einzellagen-Champagnern entwickelt. Dieser Umstand liegt primär in der Tatsache begründet, dass die jeweilige Herkunft in den Weinen dort meist deutlicher wahrnehmbar ist als in anderen Teilen der Champagne.
So gilt beispielsweise Avize als Quelle vergleichsweise runder und reichhaltiger Tropfen, während sich die Erzeugnisse des inoffiziellen Primus inter Pares Le Mensil-sur-Oger vor allem durch mineralischen Biss und legendäre Haltbarkeit auszeichnen. Diese Reihe ließe sich beliebig lang fortsetzen, jedoch gibt es bei aller faszinierender Diversität eine elementare Gemeinsamkeit, die die Weine der gesamten Côte des Blancs auszeichnet und von anderen, ebenfalls auf Chardonnay basierenden Champagnern unterscheidet: Die Côte des Blancs steht in ihrer Gesamtheit für Eleganz und Finesse, weniger für Kraft und Statur. Sie bringt zumindest in der Champagne den feinsten und komplexesten Chardonnay hervor und ist daher nicht umsonst Tummelplatz einer Vielzahl von Stars und Sternchen unter den Champagnermachern.